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Nähkurse für Kinder - ab welchem Alter ist das sinnvoll?

Kinder sind neugierig und entdecken gerne neue Hobbys. Vom Fußballspielen, Musikinstrumente spielen, basteln bis hin zum Nähen. Alles interessant, doch was ist eigentlich das richtige Alter zum Nähen?

 

Da ich selbst 2 Kinder habe ( und jeder, der Kinder hat weiß: Sie haben ständig neue Interessen :-)), diese sich selbst fürs Nähen interessieren oder interessiert haben und ich vor über 10 Jahren damit angefangen habe Nähkurse für Kinder als auch für Erwachsene zu geben, möchte ich euch hier einfach mal meine ehrliche Meinung dazu mitteilen :-)

 

Denke, das wird für den ein oder anderen Elternteil als auch für Veranstalter/innen sehr hilfreich sein, insbesondere wenn es um die Anschaffung einer Maschine geht.

 

Welche Nähmaschine soll ich denn kaufen ?

 

Im Netz findet man viele Angebote: Kindernähmaschinen, Kindernähkurse, Kindernähsets usw.

Erste Info vorab: Lasst die Finger von diesen kleinen (sorry) Billig Nähmaschinen!

Insofern wirkliches Nähinteresse des Kindes besteht und DU als Elternteil vielleicht sogar auch interessiert bist, dann investiere das Geld lieber in eine qualitativ hochwertige Maschine! Ich weiß, das kostet mehr Geld. Man greift etwas tiefer in die Tasche, aber: Es lohnt sich!

Empfehlen kann ich (das ist KEINE bezahlte Werbung, sondern meine eigene Meinung und Verlinkung ohne Bezahlung) Modelle von Brother, Juki, Janome, Bernina oder Elna. Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis für den Einstieg hat aus meiner Sicht Brother. Dort gibt es gute Einstiegsmodelle wie etwa die Innovis 10A bereits ab etwa 300€. Zum Teil lassen sich diese Maschinen auch gebraucht erwerben oder es gibt günstigere Preise bei Auslaufmodellen oder Vorführmodellen. Bei etwa 250€-300€ beginnt aber auch erst der Einstiegspreis für gute Nähmaschinen. Nach oben gibt es da natürlich keine Grenzen.

Echt klasse finde ich die Geschwindigkeitsregler! Da würde ich unbedingt drauf schauen, dass die Maschine so etwas hat. Besonders toll sind auch Funktionen wie "piepen" der Maschine, wenn das Füßchen oben ist und man los nähen möchte, das geht nämlich sonst nach Hinten los. Richtig klasse ist ebenfalls die "Einfädelfunktion". Das bedeutet, man muss den Faden nicht mehr mit dem Finger durch das Nadelöhr (= Nadelloch) ziehen, sondern es gibt eine integrierte Bedienungsfunktion. All das gib es bereits bei der Brother Innovis 10A.

 

Wer sich noch unsicher ist, kann natürlich zunächst einmal auf den Kauf einer Maschine verzichten.

Eine Option wäre: Sich eine Maschine zu leihen für gelegentliche Näharbeiten oder in regelmäßigen Abständen einen oder mehrere Nähkurse zu besuchen, beispielsweise in den Ferien, in Schul-AGs, in Form von Privatunterricht oder an Wochenenden.

 

Welches Alter ist denn geeignet für den "Näheinstieg" ?

 

Im Netz lese ich immer wieder von Nähkursen für Kinder. An sich echt eine tolle Sache: Wenn das Kind das richtige Alter dazu hat, Interesse am Nähen hat (und diese Kurse nicht nur als Ferienbetreuung angeboten bzw. genutzt werden) und motorisch dazu in der Lage ist. Manche Kurse werden bereits ab 6 oder 7 Jahren angeboten, was ich nicht für das richtige Alter halte.

Ja, es gibt Kinder, die sind auch schon mit 5 Jahren extrem konzentriert, intelligent, motorisch weiter als Gleichaltrige, können vielleicht sogar schon lesen und schreiben usw. Das sind aber eher Ausnahmen.

Ich habe auch schon von Eltern gehört, dass ihre Kinder bereits mit 5,6 Jahren zu Hause genäht haben.

Ja. Zu Hause :-) Dabei sollte es aus meiner Sicht auch erstmal bleiben, es sei denn man bucht einen Privatkurs, wo sich der oder die Kursleiterin ausschließlich um das Kind kümmert.

Denn einerseits sollte man sich Gedanken (als Elternteils als auch als Kursanbieter/in) über das Thema Haftung machen und andererseits sind Nähmaschinen immer noch wie der Name schon sagt: Maschinen. Es sind keine Spielzeuge, genauso wenig wie Küchengeräte, Toaster, Herdplatten, Backofen, Bügeleisen usw.

Es besteht also (wenn auch eine geringe) Verletzungsgefahr. Häufig muss man beim Nähen auch bügeln. Lässt du dein Kind zu Hause die Wäsche bügeln?

Insbesondere bei Taschen und Körbchen kommt man um das Aufbügeln von Vlieseinlage eher weniger drum herum. Also braucht man auch eine Aufsicht beim Bügeln. Zu Hause geht das ganz gut.

Und jetzt denken wir mal an einen Nähkurs mit fünf oder sechs 7 jährigen Kindern und einer Kursleitung.

Alle Kinder wollen gleichzeitig nähen, bügeln, sind total aufgeregt und manche haben vielleicht schon gar keine Lust mehr zum Nähen. Da sind wir auch schon beim nächsten Punkt:

Die Lust zu nähen :-) Umso kleiner die Kinder sind, umso weniger können sie sich längere Zeit auf etwas konzentrieren. Wenn überhaupt würde dann ein Nähkurs von etwa einer max. 1,5h Stunden Sinn machen.

Oftmals werden aber Kurse (damit man auch etwas schaffen kann ;-)) von mindestens 2-3 Stunden angeboten.

Das ist zu lang für kleine Kinder. Ich finde es - wenn es sich nicht um 1:1 Betreuung handelt - auch etwas unfair gegenüber den anderen (möglicherweise auch älteren) Teilnehmer/innen. Kleinere Kinder brauchen nämlich Hilfe. Finde es dann schon fast etwas fahrlässig Kinder von 5, 6 oder 7 Jahren alleine nähen zu lassen.

Selbst 8 Jahre finde ich noch kritisch. Aus eigener Erfahrung und Beobachtungen heraus B-) würde ich sagen: Das ist so der "Übergang".

Ich habe dazu hier eine tolle Tabelle gefunden, die bis 6 Jahre geht, lohnt sich mal reinzuschauen, denn ganz ehrlich: Wenn mein Kind gerade mal mit Messer und Gabel essen kann, dann möchte ich es persönlich nicht in fremde Hände geben, wo mit Maschinen und heißen Bügeleisen gearbeitet wird.

Hier der Link:

https://finanzkidz.de/entwicklungsschritte-von-drei-bis-sechsjaehrigen/

(auch hier handelt es sich um keine Werbung, ich finde den Link persönlich gut)

 

Wir sind also bei "Übergang". Ich konnte das ganz gut an meinen eigenen Kindern beobachten: Meine Tochter saß bereits bei mir am Schoß mit 5, 6 Jahren und wir haben zusammen auf die Nähmaschine gedrückt (also ich dann ;-) ). Die Maschine wurde auf gaaanz langsam gestellt und wir haben dann "zusammen" ein paar Nähte gemacht und sie war ganz stolz. Mehr aber auch nicht. Mit 7 - kurz bevor meine Tochter 8 Jahre wurde- habe ich sie mal zu einem Eltern-Kind Nähkurs mitgenommen und sie durfte mitnähen. Das hatte sie wirklich sehr toll gemacht, denn zu Hause durfte sie bereits unter meiner Aufsicht einfache Sachen wie Utensilo bzw. Körbchen nähen.

Zurück zum Eltern-Kind Kurs: Nach etwa 1-2 Stunden war die Luft raus und sie wurde unruhiger, ist dann ganz oft auf Toilette gegangen, nach draußen usw. Das war ok, den Nähkurs konnte ich ohne Probleme weiter machen, manchmal ist sie von Tisch zu Tisch gelaufen und konnte den Teilnehmer/innen sogar sagen, wie man einfädelt. Hiermit möchte ich aber nochmal hervorheben, dass selbst ein Kind, wo die Mutter vom Fach ist, wo zu Hause jeden Tag genäht wird, nicht unbedingt das Durchhaltevermögen hat. Nein, meine Tochter hat kein AD(H)S und sie ist auch kein Kind mit erhöhtem Förderbedarf, das Gegenteil ist der Fall. Was ich aber damit sagen möchte: Egal wie schlau Dein Kind ist: Es ist einfach anstrengend. Ich mein 6 oder 7 jährige Kinder besuchen die 1. Klasse! Nicht umsonst hat man in der ersten Klasse manchmal nur 4 oder 5 Schulstunden, viele Pausen und spielerisch gestalteten Unterricht.

Ich finde, dass man sich ganz gut an der Grundschule orientieren kann: Etwa ab der 3./4. Klasse merkt man, dass die Kinder irgendwie "älter" geworden sind, wo in der 1. Klasse noch kaum ein Unterschied zum Kindergartenkind zu erkennen ist, merkt man es dann schon deutlicher. Man sieht das immer ganz gut bei den Karnevalstänzen. Hier in Fulda tanzen in der Faschingszeit immer viele Tanzgruppen. Bei den ganz kleinen Tänzern und Tänzerinnen merkt man, dass es manchmal noch etwas leicht unkoordiniert ist, auch wenn sie das schon richtig gut machen. Bei Tanzgruppen mit 11-12 jährigen ist alles total getaktet, man merkt gar keinen Unterschied zu Erwachsenengruppen (oder zumindest ich nicht als Laie ;-)).

 

Fazit:

Wenn es um Einzelbetreuung geht oder kleine Handarbeiten mit Nadel und Faden, wie Sticken oder Perlenketten einfädeln, weben oder flechten, dann können 6 oder 7 jährige Kinder ihren Spaß haben, sind nicht überfordert und weniger Gefahren ausgesetzt. Eine Dauer von maximal 1-2 Stunden halte ich hier für angemessen. Bei längeren Kursen, beispielsweise in Form von Ferienbetreuung sollte der Veranstalter Abwechslung miteinbringen: Das könnten lustige Bewegungsspiele für Zwischendurch sein, eine längere Mittagspause, wo noch etwas Zeit zum Spielen eingeplant ist oder man macht einen "Motto" Tag daraus. Der könnte wie folgt aussehen:

Morgens treffen sich die Kids um gemeinsam zu einer Weberei zu wandern oder mit dem Bus zu fahren. Dort bekommen Sie spannende Themen rund um das Thema "Weben" erklärt. Nach der Mittagspause weben die Kinder dann vor Ort ein kleines Erinnerungsstück (z.B. Puppenteppich, Armband) und fahren anschließend wieder zurück. Man kann hier auch etwas dickere Wolle/Garne verwenden, sodass das Stück nicht allzuviel Zeit beansprucht. :-)

 

Ab 8 Jahren kann man dann individuell entscheiden, ob man sich einerseits als Kursleiter/in vorstellen kann mit Kindern alleine zu arbeiten und andererseits als Elternteil sein Kind richtig einschätzt: Hat es wirklich Interesse am Nähen oder suche ich nur eine Betreuung für mein Kind, weil ich arbeiten muss und keine Alternative habe?

Wichtig ist vor allem, dass es dem Kind Spaß macht und es wirklich Interesse daran hat. Ansonsten kann es sein, dass es stört, sich langweilt und/ oder die Sache nur halbherzig "erledigt".

Zu Beginn meiner Tätigkeit als "blutjunge" Kursleiterin hatte ich einmal ein 8-jähriges Kind im Kurs, was  ständig mit der Schere herumgespielt hatte. Angst, dass etwas passieren könnte hatte ich auch und wusste einfach nicht: Soll ich jetzt die Mutter anrufen oder nicht? Dann dachte ich mir: Warum werden solche Kinder in Kurse geschickt, die sich nicht benehmen können? Ich hatte noch 5 weitere Kinder und das Kind hatte aus meiner Sicht kein Interesse am Kurs. So sah dann auch das Nähprojekt aus. Nach dem Kurs hatte sich dann die Mutter bei mir beschwert, wie schlecht das genähte Teil von dem Kind doch aussieht und dass das ja gar nicht geht. Ich habe dann nur gesagt: Dann musst du dich aber auch benehmen. Ich glaube, dann hat es bei der Mutter "Klick" gemacht. 

Heute hätte ich ganz anders reagiert. Das Kind hatte keinen Bock auf "Nähen", benehmen konnte es sich bestimmt, aber es war einfach nicht sein Ding. Ich mein, wer hat auch Bock 5 Tage lang in den Ferien für einen ganzen Vormittag in irgendeinem Kurs zu hocken, der keinen Spaß macht...Ich jedenfalls nicht.

Tja und Eltern kann ich nur an Herz legen: Auch wenn es aus der Not heraus ist (Arbeiten und 13 Wochen Ferien - ich weiß das ist übel): Bitte schickt eure Kinder nirgendwo hin einfach aus der Not heraus. Die Veranstalter/innen bzw. Kursleiter/innen oder Betreuer/innen als auch eure Kinder werden es euch danken :-).

Sicherlich gibt es dann auch andere Lösungen, aber das ist ein anderes Thema!

 

Ideal finde ich ein Einstiegsalter von etwa 10 Jahren, wenn es um das "alleine" nähen geht, also das Nähen, ohne dass Mama, Papa oder ein Kursleiter während dem Nähen dauerhaft neben dem Kind sitzt.

Einen Ansprechpartner sowie Hilfe beim Bügeln sollte es schon in nächster Nähe geben, in aller Regel können Kinder in diesem Alter jedoch ziemlich selbstständig arbeiten und müssen nicht unbedingt in eine Ferienbetreuung gesteckt werden: Denn ein 10-jähriges Kind brauch in aller Regel keine so intensive Betreuung wie ein 6-jähriges Kind.(Auch hier gibt es Ausnahmen!) Hat man in den Ferien keine Betreuung, kann man das Kind auch mal ohne Probleme zu Freundin oder zum Freund schicken, es evtl. sogar mit zum Arbeitsplatz nehmen. Hier hat man nicht den Druck das Kind in irgendeine Ferienbetreuung zu stecken, nach dem Motto: Hauptsache betreut.

Ich rede hier aus eigener Erfahrung: Meine 10-jährige Tochter habe ich einmal mit an die Arbeit genommen, sie hat dann gemalt und am Tablet gespielt. Mein fast 5 jähriger Sohn würde durch die ganze Firma mit seinen Spielautos rennen und unter die Tische krabbeln.

 

Während meiner Berufserfahrung der letzten 10 Jahre habe ich mit unterschiedlichen Altersklassen gearbeitet. Am sinnvollsten erschien mir hier der Einstieg ab 8 Jahren mit Elternteil und ab etwa 10 Jahren ohne. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle, dass bei mir "der Kunde" immer im Vordergrund steht. Natürlich verdiene ich unter anderem mit Kursen meinen Lebensunterhalt, aber ich möchte doch nicht "irgendetwas" anbieten, nur damit ich Geld verdiene. Ich biete doch meine Produkte und Dienstleitungen an, weil ich selbst davon überzeugt bin und es selbst nutzen würde. Etwas anzubieten, "nur" weil es Geld einbringt finde ich nicht wirklich sinnvoll. Unternehmen, die das tun haben aus meiner Sicht ihren Sinn und Zweck verfehlt. 

Nun denn, es gibt noch eine weitere Frage:

 

Was sind sinnvolle Nähprojekte für Kinder als Einstieg?

 

Wie ich weiter oben bereits erwähnt habe, kann man auch mit kleineren Kindern textile Sachen gestalten.

Ob Webbänder oder Sticken am Stickrahmen mit der Hand, es gibt ein paar interessante Einstiegsprojekte. Auch toll finde ich für den Einstieg: Stoffbeutel, Brotbeutel oder Kissenhüllen bemalen.

Du kannst dazu die Stoffbeutel vorab selbst nähen (das ist gar nicht so schwer ;-) oder selbst kaufen.

 

Für Projekte mit der Nähmaschine eigenen sich für den Einstieg Utensilos, Schminktäschchen, Kissenhüllen, Brustbeutel / kleine Utensilientaschen für Kleingeld, Maske, Busfahrkarte oder Loopschals aus einfachen Baumwollstoff.

 

So kann man sich dann Schritt für Schritt nach vorne arbeiten :-)

 

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Falls du einen Nähkurs buchen möchtest, schau doch HIER mal vorbei.

Ich biete Eltern-Kind-Kurse, Kinder-& Jugendnähkurse als auch Kindergeburtstagsnähkurse an.

Für Erwachsene ist das Programm ebenfalls breit gefächert: Von speziellen Motto Nähkursen bis hin zu Kursblöcken am Abend oder am Vormittag ist alles dabei.

 


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